Unsere Rohrnetzmonteure halten das Versorgungsnetz intakt

Ein Hausanschluss muss erneuert, eine defekte Wasser- und eine Fernwärmeleitung repariert werden. In solchen Fällen rücken Oliver Kinkel und John Nicholson an, die „Netz-Helden“ der Stadtwerke Iserlohn.

Seit rund eineinhalb Jahren arbeiten Oliver Kinkel und John Nicholson zusammen. Die beiden Rohrnetzmonteure haben beide eine Ausbildung zum Anlagenmechaniker für Versorgungstechnik absolviert und kennen sich sowohl mit Wasser-, Erdgas- als auch Fernwärmeleitungen in Iserlohn gut aus. „Wir sind die Netz-Helden“, sagen die beiden mit einem Augenzwinkern von sich selbst. Sie kennen nicht nur das Versorgungsgebiet wie ihre Westentasche, sondern wissen auch immer, wie sie ein Problem vor Ort am besten lösen. Und dazu brauchen sie manchmal neben ihrem Können und handwerklichem Geschick auch eine Portion Improvisationstalent.

Der Tag beginnt mit der Morgenbesprechung

Die Mitarbeiter der Abteilung Rohrnetz, drei Meister, acht Monteure und zwei Auszubildende, treffen sich jeden Morgen zwischen 6.45 Uhr und 7 Uhr, um den Tag und die Aufträge zu besprechen. Bedingt durch die Corona-Pandemie findet diese Besprechung bis auf weiteres telefonisch statt – zum Schutz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie der Kundinnen und Kunden. Auch sind die Monteure in feste Zweier-Teams eingeteilt. Einer der Meister, Ingo Bahr, übernimmt heute die Verteilung der Aufgaben.

In Lager gibt es das notwendige Material

Nach der Besprechung am Morgen hat jedes Team die Aufträge für den Tag in der Tasche. Oliver Kinkel und John Nicholson prüfen das Material in ihrem Wagen daraufhin. „Ein paar Kleinigkeiten fehlen uns noch. Verbindungsstücke, Muffen in der passenden Größe, und etwa 20 Meter Rohrleitung“, sagt Kinkel. Das Material bekommen sie bei Kollege Kevin Kaubitzsch-Brehm im Lager. Die Rohrleitungen finden Sie draußen auf dem Betriebshof in einem separaten Lager und können sich hier die passende Größe heraussuchen und auf die richtige Länge zuschneiden. Jetzt geht es los zum ersten Auftrag.

Hausanschluss erneuern in Nachrodt-Wiblingwerde

Wenn ein Wasser-Hausanschluss repariert oder erneuert werden muss, bedeutet das für die Anwohnerinnen und Anwohner in der Regel: Sie müssen für ein, zwei Stunden auf Wasser aus dem Hahn verzichten. Denn die Reparatur oder der Austausch funktioniert nur, wenn die Monteure vorher die Hauptleitung absperren. „Andernfalls stünden wir in einer schönen Fontäne, das Kopfloch, also die Grube, in der wir arbeiten, liefe innerhalb von Minuten voller Wasser und an Arbeiten wäre nicht zu denken“, erklärt Oliver Kinkel. Bevor es so weit ist, können die beiden Monteure einiges vorbereiten. Ziel der Stadtwerke Iserlohn ist es, die Beeinträchtigungen für die Iserlohnerinnen und Iserlohner so gering und so kurz wie möglich zu halten.

Zuerst werden die Anlieger informiert

Ein paar Tropfen kommen aus den Wolken am Himmel. Auch darauf sind Oliver Kinkel und John Nicholson vorbereitet. Kurzerhand holt Kinkel einen großen Schirm aus dem Transporter und stellt ihn so auf, dass er in der Grube geschützt arbeiten kann. Kollege John ist in der Zwischenzeit in der Nachbarschaft unterwegs und informiert alle Anlieger darüber, dass in etwa 45 Minuten das Wasser abgedreht werden muss. Die meisten von ihnen sind sehr verständnisvoll, eine ältere Dame bittet John Nicholson doch bitte noch einige Minuten länger zu warten, dann sei auch ihre Waschmaschine mit dem Waschgang fertig. „Klar, warten wir das ab. Wir können ja in der Zwischenzeit alle Werkzeuge aus dem Transporter holen und auch die notwendigen Teile schon griffbereit hinlegen“, sagt der 36-Jährige. Sie nehmen das Tablet zur Hand und vergewissern sich digital, wie die Leitungen verlaufen und an welcher Stelle sie ansetzen müssen.

Alle Bauteile sind verschiedenem Druck ausgesetzt

Blickt man in das Kopfloch sieht man dort ein dickes graues Rohr. Das ist die Hauptleitung. Das dünnere weiße ist der Hausanschluss. Sie sind per Absperrventil miteinander verbunden. „Wir tauschen nicht nur das Rohr vom Hausanschluss aus, sondern immer auch das Absperrventil. Das hat sich einfach bewährt, denn in der Regel sind die Bauteile ähnlich alt“, erklärt Oliver Kinkel. „Die Teile liegen nicht nur etwa einen Meter tief im Boden und sind damit dem Druck des Erdreichs ausgesetzt, sondern stehen auch von innen unter Druck durch das Wasser, dass sie transportieren. Außerdem geben alte Kunststoffrohren mit der Zeit nach. Dann werden die so undicht wie ein Gartenschlauch.“

Fast wie eine einstudierte Tanz-Choreografie

Jetzt sind alle so weit. Oliver Kinkel und John Nicholson machen sich mit einem großen Drehschlüssel und einem kleinen spitzen Hammer auf den Weg zum Hauptabsperrventil. Das liegt an der nächsten Straßenkreuzung. Gemeinsam drehen sie den großen Schlüssel und sperren so das Ventil langsam ab, indem sie mit möglichst gleichmäßiger Kraft und großen Schritten arbeiten. Es sieht fast aus wie eine einstudierte Tanz-Choreografie. Man merkt den beiden sofort an, dass sie ein eingespieltes Team sind. „Wir verbringen jeden Tag mindestens acht Stunden miteinander, oft auch länger. Wenn wir mit dem Bereitschaftsdienst an der Reihe
sind, müssen wir auch nachts und am Wochenende gemeinsam raus. Das ist schon fast wie eine Beziehung. Wenn man sich dann nicht gut versteht, funktioniert das auch nicht“, sind sich die beiden einig.

Das Wasser darf auf keinen Fall ins Haus laufen

Die Hauptleitung ist zwar nun abgesperrt, doch es ist noch genug Wasser in der Leitung. Erst jetzt zeigt sich, wie kaputt auch das Absperrventil am Hausanschluss war. Denn plötzlich steigt in dem Kopfloch das Wasser an. John Nicholson legt rasch einen Schlauch und gibt Kollege Oliver eine Pumpe, die dieser mit ins Loch nimmt. „Jetzt muss alles schnell gehen. Denn hier sind noch weitere Firmen beteiligt, die gerade das Haus sanieren. Und es gibt offene Bohrlöcher, die dem Wasser einen Weg ins Haus ermöglichen können. Das wollen wir natürlich vermeiden“, sagt Kinkel.

Manchmal muss auch schweres Gerät helfen

Endlich ist das Kopfloch wieder frei und Oliver Kinkel kann mit dem Austausch beginnen. Er versucht, das Absperrventil zu lösen. Doch es bewegt sich keinen Millimeter. „John, wir brauchen etwas schwereres Gerät“, sagt Oliver Kinkel zu seinem Kollegen. Der ist bereits auf dem Weg zum Transporter und holt den motorbetriebenen Trennschleifer. Dazu reicht er Kinkel Gehörschutz und eine Schutzbrille. Innerhalb weniger Sekunden ist das Absperrventil aufgesägt und kann entfernt werden. Anschließend kappt Kinkel auch noch die alte Rohrleitung, zieht eine neue ein und montiert ein neues Absperrventil.

Das Rohr soll ohne Druck bis ins Haus führen

Zum Schluss muss noch die Verbindung zum Haus wieder hergestellt werden. Dafür hatten Kinkel und Nicholson morgens auf dem Betriebshof der Stadtwerke Iserlohn rund 20 Meter Rohrleitung abgeschnitten und mitgenommen. Die kommen jetzt zum Einsatz. Sie sind etwas sperrig und müssen durch kleine Löcher im Erdreich bis zum Haus geschoben werden und dort durch die Hauswand. Im Haus verbindet der Installateur sie dann mit dem Rohrleitungssystem im Haus. „Weder der Boden noch die Hauswand gibt nach. Das Rohr trotzdem ohne Druck gut in die richtige Position zu bugsieren, ist nicht immer ganz einfach. Wir wollen es möglichst ohne Spannung einpassen, denn es muss eh schon genügend Druck von innen und außen aushalten“, erklärt John Nicholson.

Wenn man sich blind versteht, fluppt es auf der Baustelle

Die neue Rohrleitung liegt und Oliver Kinkel presst den Übergang mit einer sogenannte Kunststoffkralle. „Die Pressung ist die vollendente Verbindung. Damit kann die Rohrleitung allen äußeren Einflüssen gut standhalten.“ Danach drehen sie die Hauptleitung wieder auf – und bleiben in der vorher angekündigten Zeit. Die Hälfte des Tages ist geschafft. Als nächstes stehen verschiedene Zählerwechsel auf dem Plan. „Die eigentliche Tätigkeit ist immer gleich. Was unseren Beruf so abwechslungsreich und spannend macht, sind die Gegebenheiten vor Ort. Die sind immer unterschiedlich und man weiß vorher nie, was passiert. Schließlich müssen wir Material austauschen, das teilweise 70 Jahre in der Erde liegt“, sagt John Nicholson. „Sich gut zu kennen und blind zu verstehen, macht es deutlich einfacher“, ergänzt Oliver Kinkel. Und dann fahren die beiden auch schon los – zu ihrem nächsten Auftrag.

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